Dienstag, 19. August 2014

Alles Top, Trotzdem Flop

Am 10. und 11. August wurde in Mitteleuropa der Sommer 2014 von der massiven Kaltfront des Ex-Hurrikan Bertha endgültig beendet. Zwei Tage danach bildete sich ein kräftiges Randtief, dessen Kaltfront über dem Südosten Österreichs massive Unwettererscheinungen bringen sollte. Diese blieben allerdings aus.
Was es mit dieser Geschichte auf sich hat möchte ich nun in folgendem Beitrag näher erklären.


VORGESCHICHTE:

Die Wochen zuvor gab es unbeständiges Sommerwetter mit schwül warmer Witterung und immer wieder Gewittern, wie auch schon im vorigen Beitrag gezeigt.
Doch in der zweiten Augustwoche änderte sich die Großwetterlage markant, als ein ehemaliger Hurrikan auf Europa zusteuerte. Zum Glück blieb es bei mäßig starkem Wind, jedoch räumte die mächtige Kaltfront die schwül-warmen Luftmassen über ganz Europa auf, was in teils mächtigen Unwetterlinien resultierte. Die Mächtigkeit dieser Kaltfront sah man besonders am 11. August mehr als deutlich.



Im folgenden Loop sieht man schön das Randtief 2 Tage nach dieser markanten Kaltfront, wie es langsam ostwärts zog und die Kaltfront am Abend mit dem Jet-Stream dann gezündet hat.

Bei nachfolgender Grafik ist schön zu erkennen, wie der Jet-Strem über Europa (linkes Bild) die Gewitter am Abend des 13.August gezündet hat (rechtes Bild). Rot angedeutet im rechten Bild die Zugbahn der Unwetter, die eindeutig mit dem Jetstream verlaufen.



Diese Kaltfront blies auch die letzten Reste der sommerlichen Warmluft aus Mitteleuropa fort.


Jedoch warum das Setup für schwere Unwetter optimal war und warum diese dann im Südosten Österreichs, besser gesagt im Grazer Becken, ausblieben, erkläre ich im nächsten Kapitel.


ALLES TOP, TROTZDEM FLOP:

1. PROGNOSE

Alles sah auf den Vorhersagekarten Perfekt aus. Auf folgendem Loop sieht man, dass das Energielevel auf bis zu 1000J/kg Luft (CAPE) steigen sollte und die Pfeile zeigen mit ihrer Länge die Windstärke in der jeweiligen Höhe, die von der Pfeilfarbe gezeigt wird. Daran erkennt man deutlich wie stark die Unterschiede waren und das bedeutete an diesem Tag eine enorm starke Scherung!


Auch in anderen Modell Composits wurden kräftige Unwetter (Violette Punkte) berechnet, die an jenem Tag ohne weiteres für viel Hagel, Sturm und außergewöhnlich fotogene Gewitterstrukturen sorgen hätten können.


Doch die negative Energie, die der CAPE entgegenwirkt, war in den Vorhersagemodellen im Grazer Becken für den Abend relativ hoch berechnet, was wir allerdings nicht näher beachtet haben. Die Bedeutung dieser in diesem Fall erkläre ich allerdings etwas später..


2. ABLAUF:

Der Boden war nass und die Luft war kühl von den Schauern des Vortages, aber von Süd-Osten floss Energiereiche Luft in die Alpenrepublik und somit brachen wir auf zu einem spannenden Stormchasing.




Doch schon nach wenigen Stunden viel uns ein Kaltluftsee übern Grazer Becken negativ auf, da uns der alles vermiesen könnte, was er im Endeffekt auch tat. Im nächsten Foto habe ich skizziert was da genau passiert ist.
Die Roten Pfeile zeigen die Warme Luft an, die advehiert wurde. Jedoch war es in den Morgenstunden sehr kühl, feucht und bewölkt, weswegen sich im Grazer Becken eine Inversion bilden konnte. Die Sonne hat mitte August nicht mehr die Kraft die sie noch zwei Monate zuvor hatte, weswegen sie diese Inversion nicht mehr auflösen konnte. Ebenso war die Advektion nicht stark genug um die schweren kalten Luftmassen über die Alpen zu heben und somit gab es entlang des Alpenostrandes (Schwarze Linie) ein umströmen des Kaltluftsees, was diesen in Rotation versetzte und eben diese sich selbst erhaltende Inversion zur Folge hatte.


Als wir das bemerkten und dieses unerwartete Wetterphänomen und seine Auswirkungen durchschaut hatten und das mit der angedeuteten Negativ Energie in Verbundung brachten, wussten wir, das wir von Graz aus nach Osten mussten, raus aus dem Kaltluftsee! Denn die Kaltfront war mittlerweile schon unmittelbar vor uns und nach einer kurzen Pause schien sie wieder aktiver zu werden.
Auch anhand der detaillierten Blitzkarte sieht man schön den Sprung über die Inversion und wie es davor und danach Blitze gab.


Als wir gegen 19 Uhr30 dann schon kurz vor Bad Radkersburg waren näherte sich mit rasantem Tempo eine unheimlich wirkende dunkle Schauerfront, die bald auch erste Blitze von sich gab.


Es wurde rasch dunkler und kräftige Böen über 60km/h sowie die immer näher rückende Schauerfront begleiteten unser Stormchaser Team. Leider war die Front mit ca 80-100 km/h unterwegs, weswegen wir aufgrund der vielen Ortschaften und des unzureichenden Straßenausbaus nicht mehr davor kamen und eine weile unter der Böenfront fuhren.


Nach einer kurzen Hetzjagd beschlossen wir uns überrollen zu lassen und es folgte kurzer Starkregen der in wenigen Minuten um die 10l/m² brachte und begleitet von kühlen Windböen zog die Gewitterfront sich weiter Verstärkend nach Osten ab.
Zum Abschluss noch ein kurzes Video, was die Gewitteraktivität über Europa mit Ex-Hurrikan Bertha und dem kräftigen Randtief zeigt. Ein längeres Video, das die viele 100km langen Zugbahnen der großen Gewitterfronten deutlicher zeigt, folgt in den kommenden Tagen.







Montag, 11. August 2014

Gewittriger Hochsommer 2014

Nach knapp einem Monat Pause melde ich mich mit ausgiebiger gewittriger Ausbeute wieder zurück und möchte das letzte Monat noch einmal kurz Revue passieren passen.


8. Juli 2014:

Nachdem es Anfang Juli noch imposante Superzellen zu sehen gab, war wenige Tage drauf das Glück nicht mehr auf unserer Seite und wir konnten als Highlight des Tages im Chasingteam nur eine kleine Zelle bei der Entstehung verfolgen.


Nach diesem kurzen Gastspiel löste sich das kleine Gewitter wieder auf und wir fuhren eine Runde durch Niederösterreich um die Front dieses Abends ab zu fangen, was jedoch ebenfalls in einem Flop endete. Als wir wieder in Wien angekommen waren, formierte sich vor der Stadt eine schöne Shelfcloud, die allerdings nur den kühlen Westwind ankündigte und keinerlei Gewitter mit sich brachte. Dennoch schön zum anschauen.



22. Juli 2014:

Nach längerer Pause und nur Konvektiv unbrauchbaren Zeugs in meiner Umgebung formierte sich mitte Juli eine weitere schöne Front direkt vor meiner Kameralinse und dazu brauchte es nicht mal ein Gewitter. Nur einen starken Regenschauer, der Kühlere Luft aus Osten brachte und somit diese hübsche Shelfcloud direkt aus dem Regen heruas ausbildete.




23. Juli 2014:

Schon am nächsten Tag gab es die nächsten Schauer in Form von Multizellengewittern, bzw Impulsgewittern, diesmal sogar weitaus intensiver und mit schöneren Strukturen als am Vortag.


Hier noch ein Panorama der schön strukturierten Zelle




30. Juli 2014:

Eine Woche darauf folgte wieder ein größeres Chasing, was auch wieder ein paar kurze Gewitterstimmungen zu ließ. An diesem Tag formte fast jede Gewitterzelle eine Mesozyklone aus, leider lebten diese nur sehr kurz. So brachte uns die erste Zelle im Osten Wiens gleich mal eine paar Interessante Impressionen und Blitze mit sich.


Kurz darauf brachte die zweite Unwetterzelle sogar wunderschöne Strukturen mit sich, die aber nur wenige Minuten zu sehen waren, ehe sie wieder zerfielen.


Dafür gab es am Abend dieses Tages noch eine gewaltige Blitzshow mit einem strukturlosen Cluster der aus Süden nordwärts zog.





4. August 2014:

An diesem Tag wurden wir wieder vermehrt mit schön Strukturierten Unwettern verwöhnt.



Allerdings waren wir auch ständig erhöhter Blitzgefahr ausgesetzt


Da wir das Chasing erst gegen 17 Uhr starteten, wurden wir bald von der untergehenden Sonne begleitet, die den Horizont wunderschön golden färbte.


Was natürlich die Blitze schön hervorhob.


Als es Nacht wurde gab es noch eine faszinierende Blitzshow, die den Himmel zum leuchten brachte.




Besser sieht man das jedoch im zusammenfassenden Video dieses ereignisreichen Monats.